Dienstag, 1. November 2011

Modeselektor live!, Siriusmo and eLan live! Monkeytown Records Showcase November 30th 2011 @ Gloria Theater Köln





Für relativ schmales Geld (20€) luden Modeselektor am Sonntagabend zum ersten Monkeytown Records Showcase seit Veröffentlichung ihres neues Albums "Monkeytown" in das Kölner Gloria Theater ein.


Gegen 21 Uhr beginnt der kalifornische Elan Stouffer, der oft als der neue Instrumental Hip Hop Frickler mit dem Talent des frühen Rustie, Hudson Mohawke und den Boards angepriesen wird, sein Set. Dieses wirkt mehr wie eine öffentlich zugängliche Session, welcher er sich sehr gelassen stellt, als ein richtiges Konzert. Kaum ein Blick wird dem Publikum geschenkt. Das liegt vielleicht daran, dass noch keine Dichte an Menschen vor der Bühne besteht, kann aber auch auf eLans volle Hingabe zu seiner Musik zurückzuführen sein. Die Indie-Musikseite Boomkat beschreibt den Sound des "mysteriösen" eLan's als futuristisch und das ist er im wahrsten Sinne: man brauchte eine Weile um seinen Tanzschritt dem speziellen Rhythmus der Musik anzupassen. Einmal vollbracht schwebt man zu einem von krassen Beats begleiteten Sample aus dem Brandy Song "I wanna be down" von 1994, zuletzt in Blawan's "Gettin Me Down" gehört. Nach einer knappen Stunde geht das Liveset dem Ende zu. Man darf gespannt sein wie sich die Zusammenarbeit zwischen eLan und Monkeytown Records weiterentwickelt. Man ist definitiv angeregt in das kürzlich auf dem Label erschienene Album "Next to Last" reinzuhören.


Der publikumsscheue Siriusmo aka Moritz Friedrich ist normalerweise ein Fan von analogem Keyboard-Musizieren, lässt sich dies am heutigen Abend jedoch nicht anmerken, sondern gibt nur ein souveränes DJ-Set zum Besten. Nicht nur seine DJ-Sets sind sehr rar, sondern auch die Anzahl eigener Tracks innerhalb dieser. Das liegt vermutlich daran, dass er, wie er selber sagt, von seinen jeweiligen EP's und LP's nicht mehr als einen Song mag. Der Rest sei "Scheisse". Übertrieben selbstkritisch und perfektionistisch wirkt auch sein Set, die Übergänge sind nahtlos und die Tracks mehr als tanzbar. Als dann irgendwann nach der ersten Hälfte "High Together" kommt, rastet die mittlerweile größer gewordene Crowd vor der Bühne aus. Man sieht mit Festivalbändchen geschmückte Arme euphorisch und Bier verschüttend in der Luft kreisen. Der perfekte Appetizer. Aber eigentlich noch viel idealer für Siriusmo selbst ist, dass die Menge in diesem Moment nur ihn zu hören wollen scheint und nicht müde lächelnd mittanzt (in der Hoffnung, dass Modeselektor endlich loslegen). Das Ganze gipfelt im Comic-esken "Einmal in der Woche schreien" und zuletzt im Track "Feromonikon", welcher die perfekte Brücke zum Mainact Modeselektor schlägt. Dieses Set bleibt im Kopf und das sicherlich nicht nur auf Grund der fehlenden Abfahrt zu "Goldene Kugel".


Mittlerweile ist es richtig voll vor der Bühne und Modeselektor wissen, dass auf sie gewartet wird. Obwohl die Technik steht, wird man noch eine Viertel Stunde auf die Folter gespannt. Der Übergang fehlt, das obligatorische Händeschütteln in Form von Schulterklopfen. Achja, Modeselektor haben ja ein eigenes Pult. Na dann mal los.
Grillwalker ist nicht der perfekte Starter für das Set Modeselektors, was man erst nach Ende des Konzertes feststellen kann. Vielmehr und direkter hätte man mit dem darauffolgenden Track "Pretentious Friends" punkten können. Hier ist ganzer Körpereinsatz gefragt. Die HipHop-Hymne ist "Déboutonner" 2.0. Nun also mit Sprechgesang von Busdriver, einem thematisch um das Cannes Filmfestival kreisenden Telefonat und einem deutlichem Mitmachappell an alle Pseudo-Hip-Hop-Hipster (was für ein Wort) sich doch ausgelassen zu bewegen. Das Gewicht wird nach rechts und links verlagert und wo man hinsieht wird mitgesungen. Das Publikum hat entweder seine Hausaufgaben erledigt oder Modeselektor haben diesmal ein nicht allzu kompaktes Album geschrieben. Das liegt im Auge des Betrachters, der temporär von visueller Seite mindestens genauso zugeballert wird wie von den Synthies und den Bässen. Pfadfinderei (DIE Berliner Visual Artists, u.a. tätig für Paul Kalkbrenner, BPitch Control und dauerpräsent im Watergate) ist am Start und begleitet Modeselektor mit teilweise verstörenden, aber immer passenden Pixelbildern auf der Reise durch Monkeytown.
Reise durch Monkeytown deshalb, weil fast nur Lieder des neuen Albums und nur vereinzelte Hits der letzten Jahre gespielt werden(Suckerpin, Happy Birthday!). Einer der Tracks der letzten LP ist "Black Block", welcher einen an die Wellenbrecher treibt und ausrasten lässt. Das daran angelehnte "Evil Twin" ist neueres Stück und funktioniert mindestens genauso gut. Alle tanzen, schwitzen und verschwinden nur um sich ein weiteres Bier zu holen.
Das Auf und Ab von "German Clap" strapaziert die Nerven des Konzertgängers im positiven Sinne, vielleicht um ihn auf das eher ruhigere "This" und die Vocals von Thom Yorke vorzubereiten. Es darf verschnauft, genossen und gestaunt werden, schließlich ist Thom Yorke derjenige, der Modeselektor mit Kraftwerk vergleicht und sie als Schuldige für seine momentane Sympathie mit Techno erklärt. Ja, die Kollaborationen mit dem Radiohead Sänger werden eindeutig in den Vordergrund gerückt, vielleicht wird sogar das gesamte Konzert um diese konstruiert. Bei "Shipwreck" ein wenig später ist es nicht anders und schliesslich präsentieren Gernot Bronsert und Sebastian Szary mit geschwellter Brust ihren Remix von "Morning Mr. Magpie". Man merkt, dass eine Reife erlangt wurde, die förmlich nach der Gründung eines eigenen Labels schrie. Gleichzeitig ist man schon ein bisschen stolz, dass hier einem so anerkannten Label wie BPitch Control einvernehmlich im Positiven der Rücken gekehrt wurde. Diesen Schritt sind Modeselektor ja vor einiger Zeit bereits gegangen, jedoch ist erst jetzt das eigene Album auf Monkeytown erschienen. Sehr aufregend.
Es folgt Blue Clouds, ein Track der im wahrsten Sinne des Wortes Moderat ist. Auch wegen der wieder einmal passenden Visuals (auch bei den Moderat Konzerten war Pfadfinderei der ständige Begleiter) hofft man hier auf ein weiteres Kollaborieren mit Apparat aka Sascha Ring.
Der Kontakt zum Publikum ist vorhanden, klassisch wird nach dem Wohlbefinden gefragt, jedoch durchgehend mit gepitchter Stimme. Dieser Verfremdungseffekt wird durch Szary's nicht einmal abgesetzte Ray Ban verstärkt. Die Rollen sind also klar verteilt und das Publikum hat gut drauf zu sein (ist es aber sowieso, keine Sorge Jungs).
Das Brett "Berlin" mit den Vocals von Miss Platnum wird vom Publikum als einzige Zugabe sehr gefeiert und schließlich verlässt man mehr als zufrieden das Gloria Theater, welches sich sound- und platztechnisch gesehen als Kulisse bewährt hat. Es geht Richtung Garderobe um sich eine halbe Stunde anzustellen (Was vielleicht gar nicht schlecht ist um das Erlebte noch einmal unmittelbar danach zu verarbeiten zu können) und um dann mit belegten Ohren in die Kölner Nacht zu treten.
Es bleibt festzuhalten, dass ein schöner und bunter Einblick in die Welt von Monkeytown Records geboten wurde. Die teilweise etwas zu krasse Lautstärke trat durch den perfekten, klaren Sound eindeutig in den Hintergrund. Ein wirklich eindrucksvoller Abend ganz ohne Gefahr vor Reizüberflutung, da die Länge der Konzerte und des DJ-Sets, sowie die Anzahl der aufgetretenen Künstler stimmten.


4/5




weitere Tourdates:

01.11.2011 /  AT / Vienna / Flex
04.11.2011 /  CH / Geneva / L'Usine
05.11.2011 /  IT / Torino / Club To Club
10.11.2011 /  DK / Aarhus / Train
11.11.2011 /  DK / Copenhagen / KPH Volume
18.11.2011 /  ES / Madrid / Macumba / RBMA
19.11.2011 /  ES / Barcelona / Razzmatazz
01.12.2011 /  DE / Leipzig / Conne Island / 20 YRS Intro
02.12.2011 /  DE / Hamburg / Übel und Gefaehrlich
03.12.2011 /  DE / Stuttgart / SEMF
09.12.2011 /  GB / Manchester / Warehouse
15.12.2011 /  IT / Rome / Circolo degli Artisti
16.12.2011 /  IT / Milan / Secret Location
17.12.2011 /  IT / Bologna / Link


(by Felix)

1 Kommentar:

  1. Stilistisch wunderbar geschrieben, sehr schön zu lesen und macht neugierig sich die Jungs mal anzuhören, ich würde sagen: Aufgabe erfüllt! Besonders die Passage mit dem "Verfremdungseffekt" aufgrund der nicht abgelegten Ray Ban war einfach köstlich:]

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