Dienstag, 22. November 2011

Fly BerMuDa Festival 2011 Flughafen Tempelhof Berlin




Berlin Tempelhof Flughafen, Samstag 5. November 2011

Boarding Time: 24:00 uhr

Nachdem man vor Eintritt durch den Hintereingang (nicht durch den Haupteingang wie zum Beispiel beim Berlin Festival) in die Hangar des stillgelegten Flughafens Tempelhof erst einmal zwei polnische Frauen von elektronischer Musik zu überzeugen versucht und überall verschieden sprachige Gesprächsfetzen aufnimmt, weiss man: Internationalität ist hier Grundvorraussetzung.

Zuerst betritt man Hangar 2, wo Ali und Basti von Tiefschwarz bereits seit 23:30 Uhr auflegen. Zum Tanzen hat man reichlich Platz, da sich das Publikum angenehm gleichmäßig auf die Fläche vor der Bühne verteilt hat. Das Set, bestehend aus Tech- und Deep House Brettern, funktioniert. Lautet das Zauberwort, welches die Menschen zu euphorischem Grinsen und noch relativ leisen und verhaltenen "wooohooos" verhilft, wirklich Bass? Oder ist es der auf die Folter spannende Moment vor dem Drop, der die eigentliche Freude bereitet. Klar, sobald das Wummern vorhanden ist, gibt es kein Halten mehr. Es ist die Vorhersehbarkeit der elektronischen Musik die man versucht einmal verkehrt herum zu betrachten. Das Highlight dieses Sets dürfte auf jeden Fall Chris Wood & Meat "Triple S" sein, denn hier tritt genau das ein: mehrere Minuten wird man von Percussions auf die Folter gespannt um dann irgendwann mit dem Drop und im Lichte der symmetrischen Visuals los zu tanzen.



Die räumliche Aufteilung lässt sehr zu wünschen übrig, was einem spätestens bewusst wird als man nach fünf Minuten James Holden feststellt, dass man die Toilette aufsuchen sollte: so muss man nicht nur die komplette Menschenmenge vor der Bühne von Hangar 1 durchquert werden, das gleiche Spiel wiederholt sich nämlich in Hangar 2. Wenn man dann endlich den "Chill Out" Hangar erreicht hat, der herrlich dezent durch Vogelgesang von den bewusst kühl und unpersönlich gehaltenen Tanzarealen ablenken und zum Kauf von Getränken und Speisen animieren möchte. Erst hier ist es dann möglich Wasser zu lassen oder einmal nach draußen zu gehen um einmal frische Luft zu schnappen. Ebenfalls ärgerlich ist die Getränkebürokratie, die es (glücklicherweise) verhindert sein Geld direkt zu verflüssigen: Bargeld muss zuerst in Getränkebons umgetauscht werden.


Nun aber zurück zu Erfreulicherem: Fritz Kalkbrenner heizt ordentlich ein und das nicht zuletzt weil einfach alles wie ein Déja Vu der altbewährten Inszenierung seines Bruders wirkt. Zumindest bewegt sich der gute Fritz schon mal sehr intensiv zu seiner eigenen Musik mit, was zeigt, dass er entweder weiss wie man sich selber feiert oder aber, dass er von seinem erstaunlich großen Publikum entzückt ist.  Nun wirkt also jeder zweite von Fritz gespielte Song wie ein Paule Hit in anderer Tonlage mit vergleichsweise abartig vielen Vocals. Doch das funktioniert: "(...) right in the dark (...)", überzeugende Drops und Großstadtflair fürs Auge (endlose Hochhaus-Visual-Schleifen - Wir sind in Berlin, Hallo?! Unnötig!) überzeugen den allgemeinen Feierwütigen.




Als nächstes ist auf dieser Bühne Sven Väth an der Reihe, der mit dem ersten Brett "Scotch Your Mind" die wirklich gute Anlage basstechnisch komplett überfordert. Gewohnte 120-125 bpm stehen für  Perfektion, Souveränität und absolute Tanzbarkeit, zumindest für die nächsten zwei Stunden. "Yeeeeeeeeeeeeah"s hallen durch Hangar 1 (und das ist keine Ironie). Die Leute tanzen und haben viel Platz. Das mag daran liegen, dass parallel zu Sven Ellen Allien ein Set in Hangar 2 zum Besten gibt. Nach anfänglichem Pendeln hat man sich dann doch für Herrn Väth entschieden. Ausschlaggebend dafür mag wohl die Angst vor Experimenten sein, denen Ellen an diesem Abend zu verfallen scheint.  Zwar geht es bei der BPitch Control Labelinhaberin techhousig zu, jedoch ist deutlich zu viel, nicht zum Moment passender Pop im Spiel.




Kurz darauf steht Richie Hawtin hinter seinem Equipment in einem LED Brunnen auf der Bühne von Hangar 1 und mixt als sein Pseudonym "Plastikman 1.5"  klassischen Techno live zusammen. Sehnsüchtig betrachtet man die Künste Hawtin's und vergisst fast sich auf das Tanzen, bzw. Feiern zu konzentrieren. Hier bleibt nicht mehr viel zu sagen, außer "Wow!".




Um Ricardo Villalobos' chices Deep House Set einzuleiten wurde die viertelstündige "One Girl Show" von Bella Berlin mit in das Line Up gebracht. Die in einem Diskokugel-Suit verkleidete Tänzerin wird von sehr vielen verschiedenen Lichtern angestrahlt und verleiht der Atmosphäre den nötigen Glamour.
Ricardo Villalobos gibt im Anschluss alles und das obwohl sich die Menschenmenge deutlich verkleinert hat. Das hindert ihn jedoch nicht daran, während des Auflegens dermaßen in Ekstase zu verfallen, das er schließlich sogar theatralisch sein Bein nach hinten abspreizt und sich Haarsträhnen energisch aus dem Gesicht schlägt (und das obwohl ihm die Frisur im weiteren Verlaufe seines Set vollkommen egal zu sein scheint). Überall um einen rum hört man Zähne klappern, es ist schließlich bereits nach 5 Uhr morgens. The Kids want Techno, verdammt nochmal.


Subtil minimalistisch hält Magda dann zu früher Morgenstunde einen von Bass Lastigkeit und Melodiefragmenten durchzogenen Musikvortrag. Hier scheint sich die Menge mental auf Loco Dice vorzubereiten, denn die immer noch sehr intensive Stimmung wird in seinem anschließenden Set nochmal richtig hochkochen. Für die restlichen DJ's hat man sich nicht mehr zu interessieren, da schließlich das Berghain mit einer 1a Afterhour auf einen wartet. Nun heißt es nur noch: trete hinaus in die Helligkeit, schnapp dir deine Mate, entspann mal für 20 Minuten in den öffentlichen Verkehrsmitteln und starte dann nochmal so richtig durch. Schließlich geht der Zirkus ja bis mindestens Montag Mittag so weiter....


by Felix








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